5. August 2014

"Von der Freundschaft" von Aristoteles

Das freundschaftliche Verhalten zu Menschen, die uns nahestehen, und die bekannten Wesensmerkmale der Freundschaft stammen, wie man annimmt, aus dem Verhältnis des Menschen zu sich selbst. Denn als Freund gilt, (1) wer das Gute oder was als solches erscheint, um der Person des Freundes wünscht oder tut, oder (2) wer das Dasein und Leben des Freundes um des Freundes willen wünscht, was mit dem Gefühl der Mutter oder mit dem Gefühl von Freunden, die aneinandergeraten waren [was an einer Freundschaft eine Verfeindung überdauert und auch inzwischen weiterbesteht, kann als ihr Kern gelten]. (3) Andere erkennen als Freund den, der das Leben mit uns teilt und (4) sich für dieselben Dinge entscheidet wie wir, oder (5) den, der Leid und Freud mit dem Freunde teilt. Durch eines dieser Merkmale also bestimmt man auch das Wesen der Freundschaft.
Textauszug: Aristoteles: Nikomachische Ethink. Buch IX, Freundschaft. Reclam 2003.